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Füllungen |
1. Übersicht Wenn Karies den Zahn angegriffen und Löcher hervorgerufen hat, helfen zum Beispiel Füllungen oder Inlays. Bei kleineren Löchern verwendet der Zahnarzt so genannte plastische Füllungen, zum Beispiel aus Amalgam. Diese Füllungen werden direkt in der Zahnarztpraxis angerührt, eingefüllt und härten im Loch aus. Bei größeren Schäden empfehlen sich Einlagefüllungen, die man auch Inlays nennt. Sie lässt der Zahnarzt im Zahntechnischen Labor produzieren und fügt sie dann ein. Plastische Füllungen (Amalgam- oder Kompositfüllungen) benötigen fast immer nur eine Sitzung. Einlagefüllungen (Inlays) auf Grund der Herstellung im Labor und der Anpassung zwei bis vier Zahnarztbesuche. Als Füllmaterialien stehen bei plastischen Füllungen Amalgam und Komposite, bei starren Füllungen (Inlays) dagegen Kunststoff, Keramik oder Gold zur Vefügung. 2. Was sind Füllungen und wann werden sie benötigt? Gründe für Löcher im Zahn – also Karies (bzw. wie der Zahnarzt sagt: Kavität) – gibt es mehrere: - die Beschaffenheit des kompletten Zahns an sich - Bakterien im Mund, die Zucker in Säure umwandeln und damit den Zahnschmelz - Zeit, damit sich Bakterien in Ruhe festsetzen, fortpflanzen und Zahnbelag bilden können. Karies wird nicht vererbt. Nur die genetische Veranlagung der Zahnform oder ungünstige Essgewohnheiten werden weitergegeben. Dass sie entsteht, hängt maßgeblich von oben genannten Faktoren ab. Irgendwann, wenn die Löcher zu groß geworden sind, muss der Zahnarzt Hand an den Bohrer legen, das Loch präparieren (Fachsprache für „ausbohren“) und mit verschiedenen Füllmaterialen stopfen. Welcher Stoff – Amalgam, Keramik, Gold oder Kompositfüllungen (Mixturen aus Kunststoff und anorganischen Füllmaterialen) – verwendet wird, hängt auch davon ab, welche Art Loch die Karies in den Zahn gefressen hat. Vorn im sichtbaren Teil des Mundes kommen häufig Komposite zum Einsatz, an den Seiten und hinten Keramik und Metalle. Mittlerweile werden aber auch dort Löcher mit Kompositen befüllt. 3. Was ist der Unterschied zwischen Füllungen und Inlays? Wenn das ausgebohrte Loch im Zahn eine bestimmte Größe nicht übersteigt, werden Füllungen eingesetzt. Dabei greift man zu Amalgam, mineralischem Zement oder Kompositen (im Volksmund auch Kunststoff-Füllungen). Weil das Besondere an diesen Materialien ist, dass sie weich und formbar in das Loch eingefüllt werden und dort aushärten, heißen diese Füllungen „plastische Füllungen“. Dagegen spricht man von einem Inlay, wenn der Zahnarzt in seiner Praxis einen Abdruck der betroffenen Stelle nimmt und in einem Zahntechnischen Labor nach diesem Modell das Inlay produziert wird. Der Zahnarzt fügt das Inlay dann in den Hohlraum ein. Inlays oder auch „starre Füllungen“ werden empfohlen, wenn im hinteren Bereich des Mundes, also im Bereich der Backenzähne, eine größere Kaufläche in Mitleidenschaft gezogen ist. 4. Die verschiedenen Füllmaterialen Die Füllmaterialen teilen sich in zwei große Gruppen ein: Plastische und starre Füllmaterialen. Plastische Stoffe wie Amalgam und Komposite härten im Zahn selbst aus. Starre Materialen dagegen, wozu Kunststoff, Gold und Keramik zählen, werden im Zahntechnischen Labor gefertigt und vom Zahnarzt lediglich eingesetzt. 5. Die plastischen Füllungen Amalgam: Seit über eineinhalb Jahrhunderten verwenden Zahnärzte das Material, um Zahnlöcher auszubessern. Amalgam setzt sich aus den Metallen Quecksilber, Silber, Zinn und Kupfer zusammen. Die Vorteile: Amalgam ist nicht teuer, hat mit acht bis zehn Jahren eine gute Haltbarkeitsdauer und lässt sich schnell anfertigen. Der Nachteil: Amalgamfüllungen fallen im Mund auf, da sie eine dunkle, metallene Färbung haben. Die Quecksilberbelastung, die im Zusammenhang mit Amalgamfüllungen immer wieder angesprochen wird, ist aber ungefährlich. Momentan haben Wissenschaftler auch noch keinen adäquaten Ersatz für Amalgam herstellen können, und verglichen mit den anderen gängigen Füllstoffen fehlt eine qualifizierte Langzeiterfahrung in der Praxis. Komposite: Im vorderen Zahnbereich und für kleinere bis mittlere Zahnschäden verwendet man heute meistens Komposite. Das sind robuste Kunststofffüllungen ergänzt mit Glas- und Quarzteilchen, die mit der so genannten Adhäsivmethode, einer Klebetechnik, im kariösen Zahn befestigt werden. Komposite helfen vor allem bei der Ersttherapie einer kariösen Stelle. Die Vorteile: Farblich sind sie kaum vom richtigen Zahn zu unterscheiden und nur Bereiche, die wirklich von der Karies befallen sind, müssen ausgebohrt werden. Die Nachteile: Diese Füllungen halten zwischen vier und sechs Jahren, außerdem verkleinert sich das Material beim Aushärten. Die winzige entstehende Kluft zwischen Zahn und Füllung ist eine Einladung für weitere Bakterien und führt dementsprechend wieder zu Karies (in der Fachsprache: Sekundärkaries). Deshalb benutzt man Komposite oft nur für geringe Kariesschäden.
Kunststoffinlay: Diese Einlagefüllungen bestehen aus synthetischem Material mit Quarz und Glasteilchen. Vorteil: Kunststoffinlays sind viel günstiger als die aus Keramik und auch farblich kaum vom eigentlichen Zahn zu unterscheiden. Die Nachteile: Sie eignen sich nur dazu, kleinere Stellen zu befüllen und halten rund vier bis sechs Jahre. Außerdem treten in sehr seltenen Fällen Allergien auf. Keramikinlay: Aus den „echten“ Grundstoffen Quarz, Feldspat und Kaolin stellen Zahntechniker Keramikeinlagefüllungen her. Mehr als 15 Jahre sind Keramikinlays im Gebrauch, und sie halten im Durchschnitt rund zwölf Jahre. Die Vorteile: Sie sind zahnfarben und gut verträglich, zudem entsteht keine Randspaltkaries wie bei Kompositen. Die Nachteile: Brüchige Stellen sind später irreparabel und ein Keramikinlay ist auf Grund der hohen Produktionskosten teuer. Falls das Inlay nicht exakt auf das Loch im Zahn angepasst ist, besteht die Gefahr, gegenüber liegende Zähne zu schädigen. Es muss vor dem Befüllen außerdem einiges an harter Zahnsubstanz weggebohrt werden. Goldinlay: Bereits die Römer und Griechen wussten um 500 v.Chr. von der Stabilität der Goldfüllungen und konnten das Material bereits zu diesem Zweck verarbeiten. Gegossene Goldfüllungen gelten als gute Option gegenüber Amalgam. Die durchschnittliche Haltbarkeit ist bei zehn bis 15 Jahren veranschlagt (bei guter Mundhygiene sogar um einiges länger) und bruchsicher ist Gold obendrein. Es liegt natürlich am ästhetischen Empfinden des Patienten, ob er eine goldfarbene Füllung im Mund bevorzugt. Die Vorteile eines Goldinlays: Die Ränder nutzen sich, falls perfekt gefüllt, nicht ab. Gold verkraftet auch dauerhaft die Kaubelastung und ist gut verträglich. Die Nachteile: Teuer wegen des hohen Goldanteils und für die Füllung wird viel Zahnsubstanz beim Bohren entfernt. Auch stellen Patienten hier selten, aber häufiger als bei Amalgam fest, dass sie auf Gold allergisch reagieren.
Liegt man als Patient im Behandlungsstuhl, und der Zahnarzt bereitet eine plastische Füllung mit Amalgam vor, weiß man: In ungefähr zehn Minuten kann man die Praxisräume beruhigt verlassen und lässt sich einen zweiten Termin fürs Polieren geben. Anders bei einer Kompositfüllung: Sie dauert unter Umständen bis zu einer Stunde. Was macht aber nun der Zahnarzt, den man aus dem Augenwinkel und aus der Lage im Behandlungsstuhl heraus nur schemenhaft wahrnimmt und der mit irgendwelchen Instrumenten hantiert? Er greift zunächst zu einem Bohrer mit schnellen Mikromotor oder einer Turbine und entfernt Teile des äußeren, sehr harten Zahnschmelzes. Er wechselt dann den Bohrer und holt einen weicheren, um die betroffene Stelle genauer zu bearbeiten. Die mittlerweile entstandene Aushöhlung glättet er schließlich und legt das Umfeld rund um den Zahn trocken, indem er Watterollen (bei Amalgamfüllungen) oder bei Komposit-Füllungen ein quadratisches Gummituch, das so genannte Kofferdam, benutzt. Dieses klammert er um den Zahn fest und deckt so den Zahn vollständig vom Rest des Mundes ab. Auf diese Weise gelangen fremden keine Stoffe in den Körper. Dann säubert und trocknet der Zahnarzt das bearbeitete Loch. Wir hören dabei nur ein leichtes Knirschen und müssen weiter den Mund offen halten. Bis zu diesem Zeitpunkt gleichen sich die Behandlungsmethoden einer Amalgam- oder Kompositfüllung. Mit Amalgam geht es folgendermaßen weiter: Um das Zahnmark vor Kälte und Hitze zu schützen, wird auf den Boden des gereinigten Lochs eine Unterfüllung aufgetragen. Dann stopft der Arzt das Material in kleinen Mengen nach und nach hinein und presst es zwischendurch, um es so dicht wie möglich zu festigen. Zum Schluss modelliert er den oberen Zahn nach dem Vorbild der natürlichen Zähne und überprüft, ob der Biss (die „Okklusion“) stimmt. Dabei beißt man auf einen dünnen, farbigen Papier- oder Kunststoffstreifen. An den kleinen Punkten auf der Kaufläche erkennt Ihr Zahnarzt: Die Füllung ist perfekt oder weniger perfekt eingepasst und schleift, wenn nötig, noch ein bisschen vom Amalgam ab. Wenn er das nicht täte, hätte das auf Zähne und Kiefergelenke Auswirkungen und Schmerzen wären die Folge. Manchmal wird der Zahn direkt poliert, manchmal in einer nächsten Sitzung. Wichtig: Nach dem Stopfen eines Lochs mit Amalgam darf man deswegen zwei Stunden nichts essen und trinken, weil die Füllung so lange braucht, um vollständig zu erhärten. Nahrung jeder Form kann dem Amalgam Schaden zufügen. Bei der Kompositfüllung dagegen muss der Zahn – am besten mit Kofferdam – trocken gelegt werden. Um die Oberfläche zu vergrößern und damit für einen noch besseren Halt zu sorgen, korrodiert bzw. ätzt der Arzt Zahnschmelz und Zahnbein mit Phosphorsäure an. Darauf folgen jetzt abwechselnd eine dünne Schicht Kleber und darauf eine dünne Schicht Komposit. Jede einzelne Schicht wird in einer speziellen Wellenlänge (blau) des Lichts gehärtet. Wenn die Füllung fertig ist, wird sie wie die Amalgamfüllung mit dem Bisstest verfeinert und schließlich direkt poliert.
Ist Amalgam gefährlich? Experten vermuten, dass das Quecksilber im Amalgam den Körper vergiftet und außerdem Allergien auslöst. Bewiesen ist das allerdings noch nicht. Auch wenn sich bei Menschen mit Amalgamfüllungen gezeigt hat, dass sie durchschnittlich höhere Quecksilberverbindungen im Blut, Urin, Nieren, Leber und Gehirn aufweisen als Menschen mit anderen Füllmaterialien. Der Körper wird heute allerdings oft über Lebensmittel mit Quecksilber belastet, vor allem über (Meeres-)Fische. Wenn Kohle, Heizöl oder Müll verbrannt wird, entsteht ebenfalls Quecksilber und gelangt so beispielsweise in den Blutkreislauf der Menschen. Auch Tiere und Pflanzen sind davon betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat mit dem Weltzahnärzteverband (FDI) in einer gemeinsamen Erklärung festgestellt: „Aus Dentalamalgam gefertigte Restaurationen gelten im allgemeinen als unbedenklich. Allerdings besteht in einigen seltenen Fällen die Möglichkeit, dass Bestandteile von Amalgam oder sonstigen Materialien lokale Nebenwirkungen oder allergische Reaktionen hervorrufen.“ Auch andere Symptome wie Nervosität, Schmerzen, Rheuma oder Multiple Sklerose sind keine Folge von schädigenden Amalgamfüllungen. Allgemein gesehen raten Experten dazu, nur in Ausnahmefällen Amalgamfüllungen ersetzen zu lassen: Im seltenen Fall von aufkommenden Allergien, Flechten- und Pilzerkrankungen im Mundbereich oder Geschmacksveränderungen (diese treten dann ein, wenn mehrere Füllmaterialen im Mund verwendet werden und elektrochemische Reaktionen die Folge sind). Sollte man Amalgamfüllungen ersetzen lassen? So lange sie intakt sind, rät die Stiftung Warentest in ihrer 2005 erschienenen Broschüre „Zähne – Vorsorge. Behandlung. Kosten“: nein. Ein adäquater Ersatz für Amalgam ist bisher noch nicht entwickelt worden, und Fachleute befürworten es nicht, auf Verdacht sämtliches Amalgam durch andere Füllungen auszutauschen. Der Grund: Das Ersetzen sämtlicher Füllungen ist teuer und langwierig. In schweren Fällen kann ein Austausch aller Füllungen die Zahnsubstanz schädigen oder anderweitig zu gesundheitlichen Problemen führen. |